Studierende der Universität der Bundeswehr München zeigen Initiative und entwickeln mittels 3D-Druck Schutzschilde für medizinisches Personal.
Ihr Wissen aus dem Studium zur praktischen Anwendung zu bringen, das ist für alle Studierenden irgendwann das Ziel. In einer Krisensituation wie der aktuellen, kommt es für einige von ihnen aber schneller dazu als gedacht. Während der Coronavirus-Pandemie formierte sich an der Universität der Bundeswehr München eine motivierte Arbeitsgruppe, die ihren Beitrag zur Eindämmung des Virus leisten will. Die Gruppe, zum Großteil aus Studierenden des universitätseigenen „Additive Manufacturing Design Cluster“ (AMDEC) bestehend, hat es sich zur Aufgabe gemacht, ihr wissenschaftliches sowie praktisches Know-how aus dem 3D-Druckbereich anzuwenden, um aktuell benötigte Verbrauchsgüter für medizinische Einrichtungen aus Kunststoffen zu drucken und an Bedarfsträger wie Kliniken, Pflegeheime oder Polizei zu verteilen.
Ein Faceshield gegen Tröpfchen
Die Studierenden der „COVID-19 Taskforce“ sind seit Ende 2019 im Bereich des 3D-Drucks in Industriekooperationen für Anwendungen aus der Luft- und Raumfahrttechnik aktiv, stellen aber nun ein Großteil der Kapazitäten in den Dienst der Bekämpfung des Coronavirus. Da Schutzmasken und andere Ausstattung derzeit überall knappe Güter sind, wird in vielen Bereichen nach Alternativen und neuen Herstellungsverfahren gesucht. Die studentische Arbeitsgruppe, bestehend aus derzeit etwa 15 Studierenden aus verschiedenen Ingenieurstudiengängen, hat aktuell bereits über 40 sogenannte Faceshields gefertigt. Diese durch unterschiedliche Kunststoffdruckverfahren hergestellten Vorrichtungen bieten als Stirnhalterung für transparente Gesichtsabdeckungen Schutz gegen Infektionen. Neben der bereits erfolgten Ausgabe an Krankenhäuser in der Umgebung äußerten bereits zahlreiche Einrichtungen aus dem medizinischen Bereich großen Bedarf an den 3D-gedruckten Produkten.
Praktische Hilfe und Forschung
Nebenbei werden die bisher online von Open Source Anbietern bezogenen Modelle hinsichtlich Materialverbrauch und Tragekomfort mit der Partnersoftware des AMDEC, „nTopology“ optimiert, geforscht wird auch am Entwurf einer wiederverwendbaren Gesichtsmaske. Außerdem wird das Portfolio der Gruppe durch Erweiterungen für Türklinken ergänzt, welche es ermöglichen, Türen ohne Handeinsatz zu öffnen. Sie könnten im Universitätsbereich sowie in sanitätsdienstlichen Einrichtungen angebracht werden.
Neben der Bereitstellung von dringend benötigtem Material für den medizinischen Bereich hat die Taskforce aber auch weitere Ziele. Alexander Genzel, Leiter des AMDEC und der Initiative an der Universität, sieht in der Krise wichtige Signale für die Zukunft der digitalen Wirtschaft und Industrie weltweit: „Zum einen möchten wir als Studierende ein Zeichen setzen, dass jeder in dieser Krise durch Eigeninitiative und Kreativität einen persönlichen Beitrag leisten kann. Aus der Not heraus wird momentan eine ganze Reihe von disruptiven Innovationen im technologischen Bereich geboren. Wir möchten, dass die Industrie und Forschung sich aber auch nach Corona noch dran erinnert, dass moderne, hoch digitalisierte Fertigungsverfahren wie das Additive Manufacturing branchenübergreifend eine höhere Priorität verdienen und von großem Wert sein können wenn, herkömmliche Verfahren versagen.“
Foto: Universität der Bundeswehr München